Die Wohnungsgesellschaft tritt auch nach der guten Bilanz im Jahr 2018 auf die Euphoriebremse. Wo aktuelle Baustellen liegen.
Adorf.Auf den ersten Blick könnte Kay Burmeister so strahlen, dass selbst die Sonne neidisch wird. Doch der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Adorf will sich vom guten Ergebnis 2018 nicht kirre machen lassen. „Ja, ein satter Überschuss von 114.000 Euro macht uns stolz. Es ist der höchste seit der Gründung der Gesellschaft“, sagte Burmeister. In den Jahren zuvor gab es oft ein leichtes Minus Aber: Sanierungen sind für den Vermieter weiterhin eine große Herausforderung. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Der erste: Gestiegene Kosten. „Da reden wir locker von zehn Prozent pro Wohnung“, so Burmeister. Der zweite: Handwerker sind schwer zu bekommen, auch wenn der Vermieter sie versucht, mit Verträgen zu binden. Hürde Nummer 3 ist ein Grundsatzproblem: Denn den Adorfer Vermieter drücken hohe Altschulden. „Für uns ist das bei Sanierungen ein Nachteil gegenüber anderen Vermietern“ drängt Burmeister weiter auf ein Mindern der Schuldenlast – durch eine politische Lösung. Die Chancen dafür sieht Bürgermeister Rico Schmidt (SPD) als Aufsichtsratschef des Vermieters durchaus. „Es gab eine Zeit, da war es bei dem Thema ruhig. Derzeit wird wieder darüber geredet. Hoffen wir mal, dass sich dann auch was tut.“
Geprägt war das Jahr 2018 von Schäden durch das Hochwasser im Mai. „Die sind zum Großteil abgearbeitet“, so Burmeister. Mit der Sanierung des Komplexes Eduard-Krenkel-Straße 18-20/Goethestraße 6 begann ein Großvorhaben für mehr Qualität in Wohnungen und Umfeld, das dieses Jahr abgeschlossen werden konnte. Wesentlich in Verantwortung des Vermieters lief die Sommernachtskino-Premiere. Nach wiederholtem Erfolg dieses Jahr findet es auch 2020 statt, teilte der Geschäftsführer mit. Der hohe Überschuss 2018 speist sich zudem aus höheren Einnahmen bei Neuvermietung und gesunkenen Kosten für die Instandhaltung. Aktuell gehören zur Gesellschaft 386 Wohnungen und 20 Gewerbeeinheiten.
2018 war das erste volle Jahr, in dem Burmeister beim Vermieter in der Verantwortung war. Die Handschrift des Marketingexperten – früher etwa bei Landesgartenschau und Volksbank tätig – sei positiv spürbar, lobte der Aufsichtsratschef. „Die Wohnungsgesellschaft ist immer sichtbar in der Stadt“, spielte Rico Schmidt auf Veröffentlichungen, runderneuerte Homepage oder das neue, von Nico Roth geschaffene Wandbild mit Vermieterwerbung an der Kreuzung B 92/B 283 an. „Dass es deutlich mehr Mieternachfragen gibt, liegt auch daran.“ Nicht jede Nachfrage führt aber auch zum Erfolg, räumte er ein. „Speziell die Nachfrage nach großen Wohnungen können wir nicht befriedigen.“
Bei der Leerstandsquote befindet sich der Vermieter mit 8,8 Prozent deutlich unter dem Wert zum Vergleich herangezogener Vermieter. Leicht über dem Durchschnitt liegt der Wechsel bei den Mietern. Eine Reihe Leute ziehen nach zwei, drei Jahren berufsbedingt wieder aus, andere müssen ihre Wohnung altersbedingt aufgeben. Auch deswegen will sich Schmidt nicht vom Überschuss 2018 blenden lassen. „Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Das wird nicht so weitergehen“, betonte er. „Wichtig ist, dass wir unsere Stadtumbau-Fördergebiete behalten. Denn die Generalsanierung eines unsanierten Objekts ohne Fördermittel brauchen wir gar nicht anfangen. Das ist unwirtschaftlich.“
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